In einem einzigen Kopf kann so unfassbar viel los sein. Es grenzt an Wahnsinn. Um dem kompletten Irrsinn zu entkommen und mich nicht eines Tages komplett in Wolkenkuckucksheim zu verlieren, dürfen die Gedan- ken jetzt raus. Also, Bitteschön: Willkommen in meinem Kopf. Von Maike Endresz, Foto: Privat Sommer nervt Das ist alles wunderschön. Wirklich. »Da kannst du mal was Leichtes, Fröhliches schreiben! Hm... das wäre doch schön.« Klar, das Thema gibt natürlich so einiges her, da fühlt man sich ja schon beim Buch- stabieren ganz fluffig und beschwingt: S.O.M.M.E.R So herrlich. Abends lange draussen sitzen, das morgendliche Anziehen geht ganz schnell, mit Freunden feiern, Eis essen gehen, in den Urlaub fahren, es ist früh hell und spät dunkel, das Leben findet draussen statt... Ich lieb das auch. Man ahnt es schon, jetzt kommt das ABER. Irgendwer hat ja immer was zu maulen, quasi der Gargamel unter den Schlümpfen, und er/sie wird dann irgendwann nicht mehr gefragt. Die wäre ich. Sommer ist weltklasse, ABER... Sommer nervt manch- mal auch. Und ich wette, ich finde hier mind- estens eine Person, die ganz genau so denkt. Mein Favorit unter den Jahreszeiten ist klar der Frühling. Denn alles über 25 Grad Celsius verwandelt mein komplettes Ich in geschmolzene Matschepampe, ganz besonders mein Hirn. Und maulig werd ich dann auch, genau wie viele andere. Bei den ersten Frühlingsboten strahlen die Menschen noch und lächeln sich gegenseitig an, wenn es endlich wieder Draussen-Zeit ist. Man freut sich auf warm und man mag auch die pralle Sonne noch, anstatt von einem Schatten zum nächsten zu flüchten und dabei vor sich hin zu stöhnen. Außer- dem sind die Farben der Natur da noch nicht so kraftlos und verdörrt. Wenn im Sommer alles trocken, staubig und farblos wird, das tut nichts für mich. Im Frühjahr ist es noch saftig grün, strahlend rot, oze- anisch blau und quietschend gelb, nicht so rausgewaschen und abgelebt. »Ersthaft?!...« mögt ihr jetzt denken, »wird das jetzt ein Sommer-Verriss?!?« Aber, AHA, in diesem Moment, während ich hier schreibe, kommt der Freund meiner Tochter leidvoll stöhnend wie ein verwun- detes Tier zur Tür herein, mit letzter Kraft bekundend, es sei VIEL zu heiß. Siehste. Also doch. Und dann gibt es ja auch noch diesen Sommer-genieß-Druck, so ein Zwang, im- mer lustig und munter und hochmotiviert mitzumachen bei der Jahreszeit. Ihr kennt das doch, wenn es irgend- wann, ganz schnell und ganz viel zu heiß ist, alle eben genau darüber jammern, man sich aber nicht verkriechen kann, denn dann schreit das schlechte Gewissen: »GEH RAUS! Der Sommer ist zu kurz, um drinnen in der Höhle zu hocken!« Aber! Ich hab manchmal halt keine Lust, schon wieder draussen zu sitzen und mich von Mücken aufessen zu lassen, manno. Wenn mal ein Schlechtwettertag kommt, dann bin ich bisschen dankbar, weil ich dann endlich mal wieder ganz legitim irgendwas innerhäusig vor mich hin kruschteln und mich darin verlieren kann. Dooferweise kommt aber der Regentag ja immer dann, wenn man ein Fest geplant, einen Tag Urlaub oder eben einfach tatsächlich Lust auf Draussen hat. Auch blöd. Und überhaupt: Feste feiern. Das könnte man doch auch besser verteilen. Im Sommer ist gefühlt jedes Wochenende irgendwas, also vieles an einem Tag, man muss manchmal auf drei Parties gleich- zeitig sein, immerzu wird gegrillt, jeder hat was zu feiern, dauernd bereitet man was zum Mitbringen zu. Im Winter dafür gähnende Leere. Kein BBQ, keine Gar- tenparty, auch nicht drei Hochzeiten an einem Wochenende. Schnarch. Aber Sport kann man da auf Vorrat machen, denn der macht bei 30 Grad nicht mehr so richtig viel Spaß. Schwimmen schon, aber das geht so schlecht, die 100 Anderen wollen im Schwimmerbecken BADEN und das ist halt kein Sport. Auto oder Fahrrad fahren ist auch kein Vergnügen mehr, gibt es irgendwo eine Klimaanlage wird man anschließend draussen von der Hitze erschlagen oder ist durchgängig erkältet. Manchmal wünsche ich mir, auch im Som- mer mal früh ins Bett zu gehen, mit ei- ner kuschligen Decke, in die ich mich mit einem Buch einmuckeln kann, um meine Gammel-Speicher aufzufüllen, anstatt al- les von mir zu werfen, mich nächtens an Kühlakkus zu stoßen, schlaflos hin- und her zu wälzen und keinen Körperkontakt mehr zu ertragen, weil es einfach viel zu warm dafür ist. Draussen ist es halt hell. Es ist Sommer, der genutzt werden soll, da geht man nicht einfach schlafen, wenn man müde ist. Man könnte ja was verpassen. Vielleicht ist das auch sehr schlau gemacht vom Universum, denn dann kann Mensch den Herbst besser ertragen, weil man sich in Juni, Juli und August so veraus- gabt hat mit draussen sein und sich sehnt nach kuscheliger Nestwärme ...? Grad lache ich lauthals auf, hier an meinem Schattenplatz (es ist seit Tagen brüllend heiß), weil das wirklich so richtig Frau-Griesgram-Style ist, was ich hier von mir gebe. Tja, also ich denke, meine nord- 0 8 . r N x i n a H 26 KOPFKINO